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  L.Mangelsdorff


Wir sehen voneinander

35mm, 91 min.
Deutschland 2006
In deutscher Laut- und Gebärdensprache, jeweils mit Untertiteln.

Die Geschichte der gehörlosen Selina lässt uns erahnen, was es bedeutet, sich von der Welt der Stille aus die Welt der Hörenden zu erobern.
Wir begleiten Selinas hörende Eltern ein Stück auf dem Weg, den sie für ihr gehörloses Kind suchen und bekommen einen Einblick in die Kultur und Sprache der Gehörlosen. Wir sehen voneinander alles, was uns zu Ohren kommt ... Eine schöne Lektion für Hörende.

"'Wir sehen voneinander' erzählt auf unaufdringliche und sensible Weise von der vierjährigen, gehörlosen Selina, die das große Glück hat mit hörenden Eltern aufzuwachsen, die erkennen wie wichtig die Gebärdensprache für ihr Kind ist. Selina ist ein bezauberndes, fröhliches und intelligentes Mädchen. Sie nimmt uns an die Hand und führt uns in ihre Welt. Eine Welt, die überhaupt nicht still ist, sondern bunt und laut und bewegt. Ich habe mir diesen Film sehr gerne angeschaut, weil er Mut macht, das Anderssein des eigenen Kindes zu akzeptieren." Caroline Link (Regisseurin von "Jenseits der Stille")

Augen zum sehen und Ohren zum hören - über diese natürliche Tatsache denken wir meist erst nach, wenn wir Menschen begegnen, die nicht sehen oder taub sind für den Klang der Sprache.
Selina ist gehörlos geboren: eine Entdeckung, die Eltern vor unerwartete Probleme stellt. Sie fragen sich: wie wollen wir mit unserem Kind kommunizieren, wieweit wird unser Kind lernen, zu kommunizieren? Welche Möglichkeiten der Kommunikation kann ich aufbauen, welche Techniken gibt es überhaupt und wie kann ich meinem Kind alles mitgeben, was es braucht, wie kann ich es erziehen.
Selinas Eltern nehmen alle Möglichkeiten wahr, die sich ihnen in erreichbarem Radius anbieten. Sie hören Fachleute an, die zu einer technischen Lösung raten. Sie nehmen Kontakt mit Gehörlosen auf, um sich ein eigenes Bild zu machen. Sie besuchen Gebärdensprachkurse bei der Gehörlosengemeinschaft PAX.
Und sie beschäftigen sich viel mit ihrem Kind. Selina ist ein aufgeschlossenes, quirliges Kind und man vergisst nicht so schnell ihre wachen Augen, ihr Sprechen mit dem ganzen Körper, ihre Gestik, sichtbares Denken und Beobachten!
Die Eltern lernen Gebärdensprache und haben sich für eine bilinguale Erziehung entschieden. Sie kommunizieren mit ihrem Kind sowohl in Gebärden- wie in Lautsprache. Beide Sprachen schließen sich gegenseitig nicht aus und es gibt kein "entweder oder" sondern ein "sowohl als auch". Ein Verhalten, das noch keineswegs selbstverständlich ist und Engagement und Einfühlungsvermögen verlangt.
Gebärdensprache ist erst seit 1998 in Hessen als offizielle Minderheitensprache zugelassen!!! Eine visuelle, dreidimensionale Sprache mit eigener Grammatik, ausgedrückt in Handzeichen, Handstellungen, Mimik und Bewegungsrichtungen.
Eindrucksvoll, wie Goethes "Türmer"lied: "Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt…" in Gebärdensprache dargestellt wird!
Aber Achtung: Gehörlos ist nicht taubstumm! Das Erlernen der Gebärdensprache ermöglicht gehörlosen Kindern einen natürlichen Spracherwerb. Und sie entwickeln ein äußerst differenziertes Sehen und Spüren. Die gehörlosen Mitglieder des Gebärdenchors in diesem Film nehmen Vibrationen einer Klangschale wahr und können so die Töne fühlen.
Die Gehörlosenwelt, die Gebärdensprache und Kultur der Gehörlosen ist ja eine ganz eigene Welt und damit muß man sich auseinandersetzen und es auch akzeptieren.

Der Film von Lilo Mangelsdorff zeigt durch den Weg von Selina - bis zu ihrem 5. Geburtstag - auf, welche Möglichkeiten, welches Umfeld vorhanden sind, dieser Art Behinderung zu begegnen. Die Kamera schaut Selina fast beim Denken zu, wenn sie etwas nicht versteht, können wir es ihr nachfühlen. Der Film führt uns Hörende in eine ganz andere Welt, die wir als grosse Bereicherung erfahren.

Dieter Fricke, Workshop, Kunsthalle Schirn

 

Jürgen Endress, Gebärdensprach-Poesie